Wärmedämmverbundsystem (WDVS) – eine Investition, die sich rechnet!
Wärmedämmverbundsysteme aus Styropor oder Polyurethan sind zurzeit die aktuellen Dämmstoffe. Perlitgefüllte Ziegel, Mineralwolle, Mineralschaum, Holzweichfaserplatten oder Vakuum-Isolierpaneele sind weitere Möglichkeiten für eine zeitgemäße Wärmedämmung. Dieses komplett abgestimmt, europäisch technisch zugelassene Bauteil bietet Sicherheit und Schutz aus einer Hand. Der erdberührende Bereich – Sockelbereich eines Gebäudes – wird zusätzlich abgedichtet, damit Feuchtigkeit nicht eindringen kann.
Ein Wärmedämmverbundsystem (abgekürzt WDVS) dient der außenseitigen Dämmung von Gebäudeaußenwänden. Das Dämmmaterial wird in Form von Platten oder Lamellen, durch eigens abgestimmte Kleber und/oder Dübel, auf die Außenmauer (zum Beispiel Ziegel, Kalksandstein, Beton usw.) befestigt und mit einer Armierungsschicht versehen. Diese Schicht besteht aus einem Armierungsmörtel (Unterputz), in dem ein Armierungsgewebe eingebettet wird. Den Abschluss des Systems bildet ein Außenputz (Oberputz), der je nach Anforderung oder gestalterischen Aspekten durch einen Anstrich veredelt werden kann.
Ökologie, Energieeinsparung und Wertsteigerung: Mehr als 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauches werden für das Beheizen von Gebäuden aufgewendet, das ist doppelt so viel, wie der „große Umweltsünder Verkehr“. Bis zu einem Drittel der erzeugten Wärmeenergie gehen über die ungeschützten Außenmauern der Gebäude ungenutzt wieder verloren. Zeitgemäße Wärmedämmverbundsysteme leisten daher einen wertvollen Beitrag zur Energieeinsparung und zur CO2-Reduktion sowie zur Vermeidung von Schadstoffen. Ein geringerer Ausstoß von Kohlendioxid wirkt auch der Aufheizung der Atmosphäre entgegen.
Der Tipp
40 bis 80 Prozent der Energie in einem privaten Wohnhaus wird für Heizwärme verwendet!
Mehr als die Hälfte davon gelangt bei fehlender Dämmung nach außen. Das Wärmedämmverbundsystem hüllt das Gebäude in einen Mantel, übernimmt die Funktion des Wärmeschutzes und schützt massive Wandkonstruktionen vor ungewünschten Witterungseinflüssen. Außerdem werden thermische Spannungen, Feuchtigkeit, Rissbildung, Schimmel vermieden. Mit fachgerecht angebrachter Wärmedämmung ist eine Verbesserung des U-Wertes von bis zu 100 Prozent erreicht. WDVS sind daher eine nachhaltiger Beitrag zum Klimaschutz mit großem Nutzen für die eigene Geldbörse und spürbar positiven Auswirkungen für Gesundheit und angenehmes Wohnen.
Damit die Maßnahmen quantifiziert werden können, empfiehlt sich eine detaillierte Berechnung des Energiesparpotenzials unter Zuhilfenahme des bedarfsorientierten Energieausweises. Die Mehrkosten für Wärmedämmverbundsysteme bei bestehenden Gebäuden rechnen sich für jeden Bauherren unter dem Gesichtspunkt Umweltschutz, weniger Heizenergieverbrauch und eine kleiner dimensionierte Heizanlage bereits in den ersten Heizperioden bei einer Einsparung der Heizkosten von bis zu 60%. Daneben verringern sie nicht nur den Energieaufwand für Heizung im Winter, sondern verringern auch die Aufheizung der Gebäudehülle in der heißen Jahreszeit.
Durch den optimalen Wetterschutz an den Außenmauern eines Bauwerks, beugt man der Rissbildung im Mauerwerk vor. Zudem reduziert die Verwendung von Wärmedämmverbundsystemen bei Neubauten die erforderliche Dicke des Mauerwerks. Somit wird kostbarer Wohnraum gewonnen (Flächengewinn von 3-5% pro Geschoss). Wärmedämmverbundsysteme erhöhen durch alle diese Vorzüge den Wert eines Gebäudes. Dadurch steigt die Lebensdauer, Wiederverkaufbarkeit und Vermietbarkeit einer Immobilie wesentlich.
Energieausweis: Der Energieausweis ist ein Dokument, das ein Gebäude energetisch bewertet. Gerade durch die stetig steigenden Energiekosten, kommt der Energiebilanz eines Hauses eine immer größere Bedeutung zu. Aber auch das Bedürfnis nach Behaglichkeit und Umweltbewusstsein zeigen auf, wie wichtig eine gut gedämmte Gebäudehülle ist. War der Energieverbrauch eines Gebäudes bisher für deren Nutzer eine unbekannte Größe, wurde von der EU und deren Mitgliedsstaaten 2008 der „Energieausweis“ eingeführt. Er bewertet, wie beim Kraftfahrzeug, die Konstruktion, die Bauweise und den Energiebedarf bei einer spezifischen Betriebsweise.
Gesundheit und Wohnkomfort: Kalte Außenwände beeinträchtigen nachweislich die Lebensqualität und das Wohngefühl im Gebäude. Die Innenwandtemperatur der Außenwand im Winter steigt nach Anbringung durch ein WDVS um ca. 6 bis 10 Grad Celsius. Auch Schimmelpilze können sich in diesem Mikroklima nicht entwickeln und haben praktisch keine Chance. Daneben unterbinden Wärmedämmverbundsysteme ungewünschten Luftbewegungen im Raum (Zugluft durch unterschiedliche Wandtemperaturen), was den Wohnkomfort und die Behaglichkeit spürbar steigert.
Gestaltungsspielraum: Nahezu alle witterungsbeständigen Materialien können als Design für die Gestaltung der Fassaden mit Wärmedämmverbundsystemen verwendet werden. Dadurch eröffnen sich durch die Verwendung von Holz, Metall, Keramik, Klinker oder Verputz sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten und Sie schenken ihrer Fassade eine völlig neue Ästhetik.
WDVS beim Passivhaus: Beim Bau eines Passivhauses kommt der optimalen Dämmung und der Luftdichtigkeit eine wesentliche Bedeutung zu. Die haustechnischen Konstruktionsweisen und Materialien der Wärmedämmverbundsysteme für Passivhaus sind ausgiebig erprobt und bieten bewährte Voraussetzungen für Energieeinsparung, Wohnkomfort und Sicherheit.
Dämmung: Im Wärmedämmverbundsystem sind die Dämmstoffe höheren Anforderungen als im Innenausbau ausgesetzt. Dies ist auch der Grund, dass nur ein Bruchteil der angebotenen Dämmstoffe diesen Ansprüchen gerecht wird. Bei einem WDVS muss der Wasserdampfdiffusionswiderstand nach außen hin abnehmen, damit die entstehende Schwitzflüssigkeit während der Verdunstungsperiode nach außen drängt und verdunsten kann. Die Hauptursache für Schäden und Mängeln an WDV-Systemen, ist der Ausfall von Tauwasser zwischen der Dämmung und dem Außenputz.
Wärmedämmverbundsysteme (WDVS)– mittlerweile auch sanierbar
Wärmedämmverbundsysteme haben in nur kurzer Zeit eine enorme Verbreitung erfahren. Überzeugt von deren Vorteilen wurden – und werden auch heute noch – zahlreiche Gebäude auf diese Art und Weise gedämmt. Anfangs haben jedoch noch die Erfahrungswerte darüber gefehlt, wie sich das WDVS über die Jahre verhält. Heute weiss man zu 100 Prozent darüber Bescheid, wie es sich über 20, 30, 40 oder 50 Jahre hinweg verändert und wie es saniert werden kann.
Viele Vollwärmeschutzfassaden aus den Anfangszeiten sind jetzt zu sanieren:
Vielfach ist es nicht mehr zu übersehen – die alte Vollwärmeschutz-Fassade
bröckelt vor sich hin, Platten zeichnen sich ab, die Oberputze sind porös und in der Fassade bilden sich Risse. Spätestens jetzt sind die Eigentümer gezwungen, sich mit der Sanierung ihrer Wärmedämm-Fassade auseinanderzusetzen.
Es gibt bereits Möglichkeiten, wie beispielsweise eine Aufdopplung: Dieses neuerliche Aufbringen eines WDVS, muss aber nicht zwingend erforderlich sein, da die Dämmung an sich ausreichend sein könnte - und der Kunde eine dauerhafte und vor allem eine nachhaltige Lösung wünscht. Und wer will schon über Szenarien wie eine komplette Demontage oder gar einen Abriss der bestehenden Bausubstanz nachdenken? Es ist an der Zeit, sich über eine wahre Alternative Gedanken zu machen, die den hohen Ansprüchen gerecht wird.
Risse oder alte, nicht definierbare Putz- und Farbaufbauten mit mangelnder Tragfähigkeit können problemlos mit innovativen Dickschicht-Saniersystemen überarbeitet werden. Mit einem mechanischen Putzträgersystem wird die bestehende Dämmung standsicher befestigt und dient einem Leichtgrundputz auf NHL-Schnellzement-Basis gleichzeitig als mechanische Putzhaftbrücke mit sicherem Putz-Formverschluss. Mit einer Unterputzlage und einer Gewebelage wird die Putzfläche dünnschichtig armiert, bevor ein Oberputz aufgetragen wird - dies sorgt so für eine langanhaltende, rissfreie Fassadenfläche.
Verschiedene Einsatzbereiche der WDVS-Sanierung:
Wenn die alte Vollwärmeschutz Fassade vor sich hin bröckelt, es zu Plattenabzeichnungen und Rissen kommt, der Unterputz viel zu dünn gespachtelt wurde oder der Oberputz porös ist, dann besteht Handlungsbedarf! Kommt das neuerliche Aufbringen (Aufdoppeln) eines Wärmedämm-Verbundsystems nicht in Frage, da die Dämmung ausreichend ist oder der Bauabstand eine solche nicht zulässt, ist ein Dickschicht-Saniersystem die effektivste Sanier- bzw. Renovierlösung.
Dieses innovative Putzhalteverfahren ermöglicht die Sanierung einer schadhaften Dämmfassade ohne aufwendige Abrissarbeiten. Alte Dämmungen mit unbekannten Farbschichten oder schadhaften Putzflächen können einfach, schnell und rationell mit einem mineralischen, robusten Dickschichtsystem sicher verputzt wodurch deren Nutzen über Jahrzehnte verlängert wird.
Weitere Einsatzbereiche: Renovierung von Altputz bzw. Herstellen von mechanischen Haftbrücken; mechanischer Putzträger für Ausgleichsputz bei Innendämmsystemen; mechanischer Putzträger bei hohen Putzdicken auf Decken.
Diesen Artikel finden Sie auch im gedruckten Baufuchs 2017