Leichtbeton – ein unterschätzter Baustoff
Ökologisches, schonendes und nachhaltiges Bauen ist angesagt: Dabei denkt niemand an die Verwendung von schwerem Beton. Viel eher an den natürlichen Baustoff Holz. Anders bei den tragenden Strukturen – da kommen sofort große Wohn- und Nutzbauten aus Beton (oder Stahl) in den Sinn. Nur wenige wissen, dass sich daraus – oder genauer gesagt aus der leichteren Variante – auch tolle Klimahäuser errichten lassen. Einige Argumente, die neben der besonderen Ästhetik überzeugen: Leichtbeton ist langlebig, nicht brennbar, wasserundurchlässig, schall- und wärmedämmend – und da ‚natürlich‘, auch vollständig recyclebar.
Klassischer Beton wird in verschiedenen Baubereichen erfolgreich eingesetzt, vor allem aber bei tragenden Strukturen. Für ihn sprechen hohe Festigkeit, hohe Dauerhaftigkeit und hohe Formbarkeit. Beton hat aber nicht nur gute Eigenschaften: Gegen die Verwendung wird oft sein hohes Gewicht ins Feld geführt – und ebenso die geringen Werte hinsichtlich Wärmedämmung. Also nichts für ein so genanntes Klimahaus... Oder vielleicht doch!? Ist der Beton als Leichtbeton (auch Dämmbeton genannt) die Lösung?
Moderner Baustoff mit außergewöhnlichen Eigenschaften
Beim Leichtbeton ist es gelungen, die „negativen Eigenschaften“ einfach abzulegen: Das heißt, die thermischen Isolierwerte zu erhöhen – und das Gewicht zu verringern. Weniger Gewicht bedeutet mehr Luftgehalt im Beton und somit bessere Dämmwerte… Und ein mineralisches „Naturprodukt“ war Beton ja schon immer, das darf nicht vergessen werden... Schließlich besteht er vor allem aus Zement und Wasser. Hinzu kommen lediglich natürliche Stoffe wie Bims oder Blähton – oder andere wiederverwertbare Materialien, die gesundheitlich unbedenklich sind (z.B. Glasschaumschotter).
Liegt das Gewicht zwischen 800 und 2000 Kilogramm pro Kubikmeter, dann spricht man von Leichtbeton. Anders der herkömmliche Beton, der zwischen 2000 und 2600 Kilogramm pro Kubikmeter wiegt. Leichtbetone mit einem Gewicht unter 1.200 kg/m³ werden auch als Dämmbeton verwendet. Was macht dieses Produkt nun aus? Die geringe Dichte des Dämmbetons mit seiner porigen Struktur wirkt sich positiv auf die Wärmedämmung und -speicherung aus – so wird auch das Raumklima verbessert. Und selbstverständlich werden auch Heizkosten gespart. Nennenswert ist auch die im Vergleich mit klassischem Beton deutlich höhere Schallabsorption aufgrund seiner vielen Luftporen. Der Beton kann so die Schallwellen schlucken und die Reflexion vor allem in Räumen mit vielen Fenstern und harten Böden kann so auf zusätzliche Maßnahmen wie Akustikdecke verzichtet werden.
Großer Spielraum bei der architektonischen Gestaltung
Beton brennt nicht – und im Falle eines Brandes gibt es auch keine schädlichen Emissionen. Der Dämmbeton hat eine ausreichend hohe Festigkeit und Belastbarkeit... und ist somit nahezu überall einsetzbar: für Außen- und für Innenwände, für Decken vom Keller- bis zum Dachbereich, für Wohn- oder Nutzbauten... Das bereits genannte niedrige Gewicht macht sowohl das Transportieren zur, als auch das Arbeiten auf der Baustelle einfacher. Darüber hinaus ist der Dämmbeton ein äußerst umweltverträgliches Material, das problemlos wiederverwertet werden kann.
Abhängig von den jeweiligen Anforderungen wird dem Dämmbeton mineralischer Leichtzuschlag in verschiedenen Korngrößen, Zement, Wasser und spezielle Betonzusatzmittel beigemengt. Die Farbauswahl ist beinahe unbegrenzt. Das Material ermöglicht auch architektonisch anspruchsvolle und außergewöhnliche Sichtbetonbauten mit kreativen Formen – in Österreich, in Deutschland und in der Schweiz gibt es hierfür zahlreiche Beispiele; eines der bisher wenigen Projekte in Südtirol wurde auf der Sonnenseite des Eisacktales oberhalb von Barbian verwirklicht (Wohnhaus Andergassen/Urthaler).
Stichwort Dämmbeton auf Basis von Schaumglasschotter
Leichtbeton kann auf Grundlage von Schaumglasschotter hergestellt werden, der in einem thermischen Verfahren aus 100 % Recyclingglas gewonnen und in eigenen Aufbereitungsanlagen zu Betonzuschlag verarbeitet wird. Durch Beimischen von leichtem und äußerst robustem Leichtzuschlag erreicht der Leichtbeton seine gute Dämmleistung bei ausreichender Tragleistung.
Der Dämmbeton besticht über eine beachtliche Druckfestigkeit – und kann als Sichtbeton ohne zusätzliche Dämmung in monolithischen Bauwerken eingesetzt werden. Zu seinen Stärken zählen eine hervorragende Schallisolierung und Schallabsorption sowie eine hohe Resistenz gegen Umwelteinflüsse. Er ist wärme- und schalldämmend, diffusionsoffen, nicht brennbar, langlebig sowie frost- und tausalzbeständig; darüber hinaus verfügt er über eine hohe Wärmespeicherkapazität.
Der verwendete Schaumglasschotter ist ein hundertprozentig umweltverträgliches und wiederverwertbares Material mit hervorragenden Isoliereigenschaften; er ist extrem leicht (wiegt etwa zehnmal weniger als Kies) und druckfest – er isoliert nicht nur Wärme, sondern auch Schall, nimmt kein Wasser auf und ist dadurch außerordentlich gewichtsstabil. Des Weiteren ist er feuerbeständig und resistent gegen jegliche Umwelteinflüsse. Je nach Anforderung an den Dämmbeton wird der Schaumglasschotter aus verschiedenen Korngrößen zusammengesetzt.
Für die Herstellung von Dämmbeton können alle üblichen Zementsorten verwendet werden. Die entsprechende Dosierung hängt von den jeweils geforderten Festigkeiten ab. Spezielle Fließmittel und Luftporenmittel fördern die Bindung des Zementleimes mit dem Schaumglasschotter. In speziellen Fällen müssen auch Kunststofffasern beigemischt werden, um die Rissbildung zu reduzieren.
Dämmbeton kann in fast allen Betonfarben hergestellt werden – hierzu werden verschiedene Farbpigmente nach vorheriger Bemusterung beigemischt. Verwendet werden kann er für Mauern, Decken und Gebäudehüllen, im Innen- und Außenbereich, für Keller und Garagen.
Technische Daten
- Dämmbeton mit Schaumglasschotter: Korngröße 0-32 mm
- Zement: Portland CEM II 32,5 R oder CEM III 32,5
Anwendungsbereich
- für Mauern, Decken, Gebäudehüllen
- im Innen- und Außenbereich
- für Keller und Garagen
Anwendung
- Lieferung: im Betonmischfahrzeug, nicht pumpbar
- Verarbeitung: starkes Rütteln erforderlich eventuell auch mit Schalungsrüttler
Beschreibung | Densität | Wärmeleitfähigkeit | Druckfestigkeit | Schalldämmung |
---|---|---|---|---|
DB LC8/9 | 1.100 kg/m³ | 0,24 | 9 - 11 | 54 dB |
DB LC 12/13 | 1.300 kg/m³ | 0,27 | 13 - 15 | 57 dB |
Wissenswertes über Dämmbeton
Dämmbeton bleibt nicht nur an der Außenfassade sichtbar. Auch im Inneren des Gebäudes können die zahlreichen kleinen Hohlräume (Lunker), die beim Einbau entstehen, einen abwechslungsreichen und ansprechenden Kontrast bilden.
Mit Dämmbeton verwirklichte Mauern können Feuchtigkeit aufnehmen – und auch wieder abgeben. Dies hat zur Folge, dass die Raumfeuchtigkeit vor allem auch in der kalten Jahreszeit konstant und recht hoch bleibt (über 50 Prozent).
Durch Beigabe von Farbe verändert der Beton sein Aussehen. Typisch für diesen besonderen Baustoff sind die sichtbaren Lunker, die beim Gießen durch die im Beton eingeschlossene Luft entstehen und beim Ausschalen zum Vorschein kommen.
Für Dämmbeton sprechen sein Gewicht, seine wärme- und schalldämmenden Eigenschaften, seine Langlebigkeit, seine Natürlichkeit und seine Wiederverwertbarkeit. Er ist zudem wasserundurchlässig und nicht brennbar. Und vor allem ansprechend!
Dämmbeton-Wände sind aufgrund ihrer Struktur (die auch mit der Schalung gezielt beeinflusst werden kann) ganz ähnlich einer Holzwand. Sie schaffen Behaglichkeit – und geben der architektonischen Gestaltung sehr große Spielräume.
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