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Die Wiederverwertung von Baurestmassen

Im Zuge von Bau- und Abbruchtätigkeiten fallen Reststoffe an, die mit dem Oberbegriff „Baurestmassen“ beschrieben sind. Diese können mineralischer (inerter) Natur sein, wie beispielsweise Beton, Stahlbeton, Ziegelmauerwerk, Asphalt, Keramik usw. aber auch aus einer Reihe anderer Stoffe, auch aus Schadstoffen, bestehen.

Das Land Südtirol trägt seit Jahrzehnten dazu bei, dass mineralische Baurestmassen wiederaufbereitet werden. Damit landen sie nicht auf Deponien und werden aufbereitet in den Kreislauf der Baumaterialien zurückgeführt.

Das Land Südtirol hat es sich bereits seit Beginn der 1990er Jahre zur Aufgabe gemacht, dazu beizutragen, dass die anfallenden mineralischen Baurestmassen für eine Wiederverwertung aufbereitet werden, um dadurch deren Endlagerung in Deponien (die niemand wollte) zu vermeiden und durch die Rückführung der aufbereiteten Baurestmassen in den Kreislauf der Baumaterialien auch eine Schonung der Ressourcen an natürlichen Primärbaustoffen (Sand und Schotter) zu bewirken. Dafür wurden für die ersten Recyclinganlagen sowohl die urbanistischen Voraussetzungen geschaffen als auch finanzielle Förderungen für die Errichtung der ersten Anlagen gewährt. Das Netz an Recyclinganlagen (welche oft parallel auch als klassisches Schotterwerk arbeiten) hat sich mit den Jahren verdichtet, so dass heute etwa 50 Anlagen, davon viele auch dezentrale kleinere, bestehen. Mehrere von diesen haben sich zu einem Konsortium zusammengeschlossen (Konsortium Bauschutt Südtirol, angesiedelt beim Kollegium der Bauunternehmer), dessen Bestreben die Sensibilisierung der Gesellschaft für den Baustoff „RC-Material“ sowie die Erkundung neuer Einsatzbereiche mittels Weiterentwicklung der Produkteigenschaften ist.

Eine Möglichkeit der direkten Verwertung der anfallenden inerten Baurestmassen an der Baustelle stellt die Verwendung sogenannter mobiler Recyclinganlagen (Brech- und Siebanlagen) dar. Durch ihren Einsatz hauptsächlich an abgelegenen Baustellen können die Material Ab- und Antransporte wesentlich verringert werden.

Die Recyclinganlagen müssen sich bei ihrem Betrieb an die „Bestimmungen zur Wiederverwertung von Baurestmassen und zur Qualität von Recycling-Baustoffen“ halten, welche, angefangen bei der Eingangskontrolle der Materialien, die Art und den Umfang der Bearbeitung, die technischen Prüfungen und Qualitätskontrollen, die Anforderungen an Güte und Qualität der Recycling-Baustoffe in bautechnischer Hinsicht und in Hinblick auf ihre Umweltverträglichkeit festschreiben und die Einsatzbereiche regeln. Anzustreben ist dabei ihr Einsatz auf einer höchstmöglichen nutzbringenden Ebene.

„Baurestmassen“ sind Reststoffe, die bei Bau- und/oder Abbruchtätigkeiten anfallen. Diese können unterschiedlicher Natur sein. Es gibt mineralischer (inerter) Stoffe wie Beton, Stahlbeton, Ziegelmauerwerk, Asphalt, Keramik usw., aber auch andere Stoffe, bis hin zu Schadstoffen.

In den Recyclinganlagen werden somit mittels Brech-, Sieb- und Sortiervorgängen Granulate (Beton-, Asphalt- oder Mischgranulate) unterschiedlicher Körnungsgruppen erzeugt, welche eventuell auch untereinander oder mit Naturmaterial vermengt verschiedene Recycling-Baustoffe (Produkte) ergeben. Hauptanwendungsgebiet für diese Produkte in ungebundener Form ist dabei der Tiefbau, in welchem sie in verschiedenen Bereichen wie Straßen- und Wegebau (Unterbau, Tragschichten), Rohr- und Leitungsbettungen und -verfüllungen, Sportplatzbau, Deponietechnik sowie bei der Errichtung von Schutzbauten (bewehrte Erden, Steinschlagschutzdämme usw.) eingesetzt werden können. Im Bereich von Hochbauten kann RC-Baustoff für Ausgleichs- und Drainageschichten, Hinterfüllungen u.ä. verwendet werden.

Auch in gebundener Form werden RC-Produkte verwendet:

Asphaltgranulat wird vorzugsweise bei der Erzeugung von bituminösem Mischgut verwertet unter Beigabe gewisser Prozentsätze bei den Herstellungsverfahren im Heiß- oder Kaltverfahren.

Betongranulat eignet sich als Zuschlagstoff für die Herstellung von Beton (Mager- und Fundamentbeton, Estriche). Derzeit arbeitet das Konsortium Bauschutt an der Entwicklung von Zuschlagsstoffen aus RC-Material für den Einsatz in der Herstellung von Beton auch höherer Klassen und Festigkeiten.

In gebundener Form werden diese Granulate weiters bei der Verlegung hydraulisch gebundener Tragschichten im Straßenbau angewandt.

In Südtirol fallen jährlich etwa 1,1 Mio. Tonnen an Baurestmassen an, wobei sich folgendes Bild ergibt (Werte aus dem Jahr 2019)
Beton 218.500 t
Asphalt 284.000 t
Gemischter Bauschutt 625.000 t
Holz 10.600 t
Eisen und Stahl 3.300 t
Baustellenabfälle 10.000 t

Die hier angegebenen Mengen von Holz, Eisen und Stahl, sowie von Baustellenabfällen beziehen sich lediglich auf jene Mengen, welche bei Bauschutt-Recyclinganlagen abgegeben wurden. Da diese Abfall- bzw. Wertstoffkategorien aber ab Baustelle oft auch direkt bei ermächtigten Sammlern landen, sind die anfallenden Mengen höher.

Während die mineralische (inerte) Fraktion der Baurestmassen ausschließlich lokal in den oben beschriebenen Recycling-Anlagen verwertet wird, sind für andere Fraktionen in der Regel keine lokalen Verwertungsanlagen vorhanden, da hierfür das Einzugsgebiet zu klein ist:

  • Altholz (vornehmlich behandeltes Holz) gelangt über nationale Verwertungs-Konsortien in die stoffliche Verwertung (z.B. Herstellung von Pressplatten u.ä. für die Möbelindustrie) in Anlagen im oberitalienischen Raum oder wird zur thermischen Verwertung (z.B. in Zementwerken) exportiert.
  • Eisen und Stahl und andere Metalle besitzen einen konsolidierten Markt in der Verwertung in Stahlwerken bzw. in der metallverarbeitenden Industrie.
  • Saubere Verpackungen und Materialverschnitte: Bei Neubau und Sanierungsmaßnahmen gelangen neue Baumaterialien an die Baustelle, welche meist in einer Verpackung angeliefert werden. Werden diese Verpackungen (meist aus Kunststoff) gleich separat und sauber gesammelt, sind sie in der Kunststoffindustrie stofflich verwertbar, wenn auch meist lediglich für die Erzeugung etwas minderwertigerer Produkte (Downcycling). Dasselbe gilt für saubere Verschnitte von Dämmmaterial (z.B. Wärmedämmpaneele aus EPS, XPS usw.) oder von Gipskartonteilen, welche teilweise von den Baustoffhändlern als Dienstleistung am Kunden zurückgenommen und der Verwertungsindustrie zugeführt werden.
  • Baustellenabfälle (eine Mischung aus verschiedenen Materialien wie Verpackungsmaterial, Verschnitte/Reste aus Kunststoff, Dämmstoffe, Dachpappe, Verbundmaterial, Holz, sperrige Abfälle, usw.) erhalten bei den Abfallsammlern eine Sortierung in stofflich verwertbare Fraktionen und eine Restfraktion, für welche eine stoffliche Verwertbarkeit heute nicht besteht. Bei dieser Sortierung werden auch eventuell in der Materialmischung enthaltene Schadstoffe (gefährliche Abfälle) ausgeschieden. Diese stofflich nicht verwertbare (aber inhaltlich überprüfte) Fraktion wandert entweder in die thermische Verwertung (teilweise in der thermischen Müllverwertungsanlage in Bozen oder in anderen Anlagen), wird teilweise außerhalb der Provinz noch deponiert (endgelagert) oder wird zur (thermischen) Verwertung exportiert (grenzüberschreitende Abfallverbringung).

Die verschiedenen Verwertungs- bzw. Entsorgungswege folgen dabei den jeweils herrschenden Marktbedingungen.

Vermehrter Einsatz von Kunststoffen am Bau

Kunststoffe sind im Bauwesen von stetig steigender Bedeutung und dort nicht mehr wegzudenken. Sie finden Verwendung in Dichtungsbahnen, Dämmstoffen, Bindemitteln, Rohrleitungen, Korrosionsschutz, Geotextilien und vielem mehr.

Vor allem im Rahmen der energetischen Optimierung von Gebäuden (Neubau und Sanierung) werden neue Baumaterialien, Großteils Verbundstoffe eingesetzt, welche die Aufbereitung und Verwertung des in Zukunft anfallenden Abbruchmaterials zu hochwertigen Produkten deutlich erschweren können. Wie zum Beispiel im Falle von Dämmstoffen, die mit den Mauersteinen verklebt sind oder in diese eingegossen wurden. Eine Auftrennung in einer Bauschuttaufbereitungsanlage ist für diese Verbundstoffe tendenziell nicht möglich und das gesamte Paket muss kostspielig entsorgt werden.

Anders ist es z.B. bei Wärmedämmverbundsystemen (WDVS), bei denen die Dämmmaterialien auf die Außenfassade eines Gebäudes angebracht wurden. Diese lassen sich während des Gebäuderückbaus vergleichsweise einfach abschaben (z.B. mit Sortiergreifer) und getrennt entsorgen. Eine Wiederverwertung der mineralischen Baurestmassen bleibt so möglich. Für das WDVS selbst ist aus heutiger Sicht allenfalls eine thermische Verwertung in geeigneten Anlagen möglich (siehe oben).

Aus diesem Grund ist ein enges Zusammenspiel zwischen selektivem Rückbau der Gebäude und Bauschuttaufbereitung ausschlaggebend um auch zukünftig weiterhin hochwertige Recyclingbaustoffe erzeugen und einsetzen zu können.

Zum Thema „Verwertung des Abbruchmaterials von Klimahäusern“ befinden sich zwei Publikationen auf der Internet-Seite der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz, welche Empfehlungen zur Auswahl der Bau- und Dämmstoffe und zur Konstruktion bzw. für den Abbruch und die Verwertung beinhalten.

Verwertungsorientierter Gebäuderückbau

Ziel des Recyclings ist ein möglichst hoher Verwertungsgrad der anfallenden Reststoffe und die gute Qualität der zu erzeugenden RC-Baustoffe. Um dies zu ermöglichen, ist eine Vorsortierung der Baurestmassen in möglichst sortenreine Stoffgruppen bei ihrer Entstehung an der Baustelle notwendig.

Bei Gebäudeabbrüchen ist somit vorzugsweise ein selektiver Rückbau anzustreben. Dabei werden in umgekehrter Reihenfolge als bei der Errichtung des Gebäudes Bauwerksteile und Einbauten (Fenster, Türen, Fußbodenaufbauten, Dämmstoffe, Installationen, Dach- und Fassadenkonstruktionen) ausgebaut und nach Stoffgruppen getrennt gelagert. Eventuell vorhandene Schadstoffe, wie asbesthaltige Baustoffe und Dämmmaterial aus Glas- oder Steinwolle, welche als gefährliche Abfälle eingestuft sind, müssen nach den einschlägigen Bestimmungen zum Arbeitsschutz durch Fachbetriebe ausgebaut, eigens verpackt und entsorgt werden. Die abzubrechenden Gebäude müssen vorab auf das Vorhandensein solcher Schadstoffe überprüft werden.

Das nun ausgehöhlte Gebäudegerüst kann schließlich sortenrein als mineralische Baurestmasse gewonnen und verwertet werden.

Der zusätzliche Aufwand bei dieser Vorgehensweise wird durch wesentlich geringere Entsorgungskosten für die Bauherrschaft wettgemacht.

Bodenaushub:

Das Aushubmaterial ist der EU-Gesetzgebung nach prinzipiell als Abfall eingestuft. Damit dieses als sogenanntes Nebenerzeugnis (und nicht als Abfall) bewirtschaftet werden kann, sind auf staatlicher wie auch auf Landesebene eigene Bestimmungen erlassen worden, welche die Voraussetzungen hierfür schaffen.

Es ist somit im Regelfall ein Verwendungsnachweis zu erbringen, mit welchem vor Beginn des Aushubs seitens Bauherrschaft und ausführendem Aushubunternehmen Menge, Art und Destination des Materials zu erklären sind. Überschüssiges, abzuführendes Aushubmaterial ist dabei an Bestimmungsorte zu transportieren, welche zur Annahme von Bodenaushub ermächtigt sind (z.B. Verfüllung von Schotterabbaugruben, genehmigte Geländemodellierungen und -meliorierungen bzw., bei entsprechender Eignung des Material, Zuführung desselben an Schotterwerke).

Bei vorgefundenen/festgestellten Kontaminationen des auszuhebenden Bodens sind hingegen Maßnahmen zur Sanierung desselben im Sinne der geltenden Bestimmungen durchzuführen.

Beitrag des Amtes für Abfallwirtschaft
der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz
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der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz


Diesen Artikel finden Sie auch im gedruckten Baufuchs 2023


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