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Wie aus Bozen eine smart city wird

80 Prozent der Bevölkerung Europas lebt in städtischen Gebieten: Städten kommt damit eine entscheidende Rolle bei der Realisierung emissionsarmer und energieeffizienter Wirtschafts- und Lebensräume zu. Mit dem Projekt Sinfonia werden in mehreren europäischen Städten umfassende, integrierte und erweiterbare Energielösungen umgesetzt, um sie in intelligente Städte, sogenannte smart cities, zu verwandeln, die mit reduziertem Energieverbrauch eine höhere Lebensqualität erreichen. Eine dieser Pilotstädte ist Bozen.

Sinfonia in Bozen

Seit 2014 arbeiten die fünf Projektpartner in Südtirol – Alperia, EURAC, Gemeinde Bozen, das Institut für den sozialen Wohnbau WOBI und KlimaHaus – daran, Bozen zu einem europäischen Modell für nachhaltige Energieeffizienz zu machen. Zentrale Maßnahmen in Bozen sind die energieeffiziente Sanierung von Sozialwohnbauten, der Ausbau und die Optimierung des Fernwärmenetzes sowie die Einrichtung von smart points in den Straßen der Stadt – Stationen zur Klima-, Luft- und Verkehrsüberwachung, die auch als Ladestationen für Elektrofahrzeuge dienen. Das auf fünf Jahre ausgelegte Forschungsprojekt, das von der Europäischen Kommission im Rahmen des 7. Europäischen Rahmenprogramms für Forschung und technologische Entwicklung gefördert wird, ist ein Beispiel, wie sich wissenschaftliche Forschung in konkrete Vorhaben im Dienste des Bürgers umsetzen lässt. Dies ist einer der Gründe, warum Sinfonia ausgewählt und von der EU mitfinanziert wird.

Das Projekt in Zahlen:
  • 5 lokale Projektpartner: Alperia, EURAC, WOBI, Gemeinde Bozen (unterstützt vom TIS innovation park), KlimaHaus Agentur
  • 60 Monate: Gesamtdauer der Projektumsetzung
  • 420 Wohneinheiten des geförderten Wohnbaus mit einer Gesamtfläche von 36.500 Quadratmetern werden energieeffizient saniert
  • Von 40 bis 70%: Reduzierung des Energiebedarfs der durch die KlimaHaus Agentur zertifizierten sanierten Kondominien
  • Der Energiebedarf der sanierten Wohnhäuser wird von 20 bis 40% durch erneuerbare Energie gedeckt
  • 5%: Reduzierung des Energieverlustes im Verteilungsnetz der Fernwärme

Alperia, Südtirols größter Energiedienstleister, der 2016 aus der Fusion zwischen den Energieunternehmen SEL und AEW entstanden ist, beteiligt sich in erster Linie an der Entwicklung von theoretischen Konzepten für ein neues Energiemodell und wird unter anderem eine Machbarkeitsstudie zur möglichen Nutzung der Abwärme aus industriellen Prozessen erstellen. In einem zweiten Teil des Projekts wird Alperia am Fernwärmenetz arbeiten. So wird der Antrieb von einem der Motoren im Alperia-Fernheizwerk Bozen durch einer Mischung aus Erdgas und Wasserstoff ausgetauscht, wodurch die Schadstoffemissionen des Motors um bis zu 60 Prozent reduziert werden. Gleichzeitig prüft und realisiert Alperia ein neues System zur Verwaltung von Produktion, Verteilung und Nutzung der Fernwärme auf intelligente Weise, mit dem Ziel die Energieeinsparung zu erhöhen und die Umweltauswirkungen zu verringern.

Ein Gebäude in der Parmastraße vor (links) und ein Rendering (rechts) wie es nach der Sanierung aussehen wird. (Credits: M7 Architecture –Marco Sette architetto)

Ein besonders wichtiger Bereich des Projekts ist auch die energetische Sanierung von über 400 Gebäuden in Bozen. Im Rahmen von Sinfonia werden rund 37.000 m³ Wohnfläche aus den 1950er-70er-Jahren erneuert, um die Energieeffizienz und die Lebensqualität in den Wohngebäuden zu steigern. Gleichzeitig werden wirtschaftlich günstige Bedingungen und möglichst geringe Unannehmlichkeiten für die Bewohner garantiert. Die geplanten Maßnahmen betreffen die thermische Isolierung der Gebäude, die Einspeisung von erneuerbaren Energieträgern für die Strom –und Warmwasserversorgung durch Solar- und Fotovoltaikanlagen sowie den Bau weiterer Stockwerke durch innovative Holztechnologien. Die betroffenen Wohngebäude sind im Besitz des WOBI sowie der Gemeinde Bozen und befinden sich im Don Bosco Viertel und in Haslach. Durch diese Maßnahmen sollen bis zu 50 Prozent Primärenergie eingespart und der Anteil an erneuerbaren Energien um 20 Prozent erhöht werden.

Die positiven Auswirkungen von Sinfonia gehen aber auch über die Stadtgrenzen hinaus. Die Erfahrungen in Bozen, zusammen mit denen in Innsbruck, führen zur Entwicklung eines Energiemodells, das auch für andere europäische Städte umsetzbar ist. Eben deshalb ist das Projekt Sinfonia nicht nur eine lokale Initiative, sondern eine, die insgesamt 23 Partner in acht europäischen Ländern umfasst. Zu diesen zählen fünf Städte, die sich bereits entschieden haben, dem Vorbild Bozens zu folgen: Borås in Schweden, Sevilla in Spanien, La Rochelle in Frankreich, Paphos in Zypern und Rosenheim in Deutschland.


Diesen Artikel finden Sie auch im gedruckten Baufuchs 2017


Fachautor

Wolfram Sparber
Vorstandsvorsitzender von Alperia und Leiter des Instituts für Erneuerbare Energie an der Eurac.

Wolfram Sparber

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