Altbausanierung und ihr großes Potenzial in Sachen Energieeinsparung
Bei Altbausanierung denken wir in erster Linie daran, in die Jahre gekommene Häuser und Wohnungen zeitgerecht zu gestalten und deren Wohnqualität zu verbessern. Wie das Wort schon sagt, geht es dabei um Sanierung, sprich um „Gesundung“ einer Bausubstanz. Dabei nimmt der energetische Aspekt einen wichtigen Stellenwert ein; wird der bestehende Baubestand energetisch angemessen saniert, kann der Energieverbrauch eines Hauses erheblich vermindert und der Wert einer Immobilie aufgewertet werden. Da verbirgt sich, angesichts des hohen Anteils an Altbauten in Südtirol, eine wahre Schatzkammer. Der Schlüssel dazu heißt „energetische Sanierung“.
Unsere Altbauten sind Energieschlucker.
Dem energetischen Aspekt kommt bei der Altbausanierung in Südtirol eine wichtige Rolle zu. Es muss geradezu ein Anliegen sein, bei der Altbausanierung auch ganz besonders auf die Reduzierung des Heizenergieverbrauchs zu achten, denn ¾ der Wohnungen in Südtirol sind älter als 25 Jahre. Sie weisen einen Heizenergieverbrauch von ca. 20 l/m²a (Liter Heizöl pro m² im Jahr) auf, während ein neues Klimahaus C nur mehr 7 l/m²a verbraucht.
Ehrgeizig bemühen wir uns, in möglichst vielen Fällen auf Klimahaus B – Niveau zu bauen. Doch genauer betrachtet beträgt der Unterschied zw. Klimahaus C und B gerade mal 2 l/m²a. (bei einem Klimahaus B - Heizenergieverbrauch von 5 l/ m²a), während die meisten Altbauten immer noch 13 l/m²a mehr verbrauchen. Hier liegt also ein großes Potenzial, um den Heizenergieverbrauch in ganz Südtirol drastisch zu senken.
Wohnungen in Südtirol nach Alter
- 3/4 der Wohnungen in Südtirol sind älter als 25 Jahre
- der Heizenergieverbrauch dieser Wohnungen ist ~20 l/m²a
- der Neubau (KlimaHaus C) verbraucht ~7l/m²a (70kWh/m²a)
Bei Altbausanierung gilt nicht KlimaHaus sondern eine staatliche Regelung
Das Staatsdekret DPR59 vom 2.4.2009 schreibt im Falle von teilweiser oder kompletter Sanierung von bestehenden Wohngebäuden Mindest-Dämmwerte für Wände, Dach, Decken und Fenster vor. Die entsprechenden U-Werte sind die selben wie für Neubauten und liegen zum Beispiel in der Außenwand bei rund 12 cm Dämmdicke.
Nicht nur in der Öffentlichkeit sondern auch in den Bauämtern Südtirols ist diese Regelung kaum bekannt, sodaß viele Altbauten noch immer zu wenig gedämmt werden.
WARUM ist der Verbrauch in unseren alten Häusern so hoch?
Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Hauptursachen:
- Ungenügende Wärmedämmung der Gebäudehülle
- Verluste der Heizanlage
In der Regel gehen bei Altbauten rund 80% der Heizenergie über die Gebäudehülle verloren. Mit einer alleinigen Erneuerung der Heizanlage kann man demnach nur maximal 20% der möglichen Einsparung erreichen.
Gute Gründe, um in die Gebäudehülle zu investieren:
Wenn man beim Sanieren in die Gebäudehülle investiert, steigt zugleich der Komfort im Haus und Problemen wie etwa Schimmelpilz wird damit der Garaus gemacht. Die Investition in die Gebäudehülle bringt also mehrfache Vorteile.
Tipp
7 gute Gründe für die energetische Gebäudesanierung
- Geringere Heizkosten
- Steigerung des Wohnkomforts
- Gesundes Wohnklima
- Umweltschutz und Klimaschutz
- Steigerung des Gebäudewertes
- Regionale Wertschöpfung
- Stärkung der Kaufkraft
Die Entwicklung des Heizenergieverbrauchs in Südtirols Baubestand während der letzten Jahrzehnte: Altbauten brauchen durchschnittlich 25 l/m²a, die Häuser aus den 70er-80er Jahren brauchen 17 l/m²a und Bauten aus den 90er Jahren an die 14 l/m²a. Häuser, die nach aktuellem Stand der Technik gebaut werden, kommen hingegen mit 7 l/m²a aus (Klimahaus C). Am allerwenigsten verbrauchen die sog. Passivhäuser PH, von denen es in Südtirol schon mehr als 100 gibt. Sie konsumieren rund 1,5 l/m²a, d.h. knapp zwanzigmal weniger als ein Altbau!
Aus diesen Fakten können wir ablesen, dass die aktuelle Bautechnik heute mit verschiedenen Materialien und technischen Möglichkeiten große Chancen bietet, um den Energieverbrauch sehr stark zu reduzieren. Bei einem Neubau ist die Grenze nach unten offen. Beim Altbau gestaltet sich die Reduzierung des Heizenergieverbrauchs nicht immer so einfach, und es ist auch nicht in jedem Fall möglich oder sinnvoll, den Verbrauch unbedingt auf PH-Standard zu drücken. Hier geht es in erster Linie darum, die Energieverluste so gut als möglich zu senken.
Die Außenwanddämmung als wichtigster Faktor zur Reduzierung der Heizenergieverluste im Altbau. Das folgende Diagramm zeigt anhand eines alten Steinmauerwerks, dass schon 2 cm Außendämmung die Verluste um mehr als 50% reduziert. Mit 6 cm Dämmung lässt sich bereits eine Reduzierung um 70% erreichen. Darüber allerdings wird der Einsparungseffekt geringer, d.h. eine sinnvolle Dämmstärke im Mauerwerk bei Altbausanierungen beträgt zwischen 8 und 18 cm.
Ein grafisches Beispiel dokumentiert die Reduzierung der Heizenergieverluste bei einem typischen Altbau-2-Familienhaus aus den 70er Jahren. Es hat insgesamt Heizölverluste von 2300 lt. im Jahr (2300 l/a).
Am sinnvollsten ist es, mit den reduzierenden Maßnahmen am Mauerwerk anzusetzen, da hier die Verluste am höchsten sind.
1. Maßnahme:
Dämmung an der Außenseite der Wand
Durch die 8 cm starke Dämmung der Außenwände können die Verluste der Wand von 1200 um 800 auf 400 l/a reduziert werden:
2. Maßnahme:
Eine Dämmung des Daches:
Eine Verbesserung der Dämmstärke im Dach bringt in der Regel eine Reduktion der Verluste um 2/3, im Beispiel hier also von 300 auf 100 l/a:
3. Maßnahme:
Deckendämmung zum unbeheizten Keller
Auch durch eine gute Deckendämmung zum unbeheizten Keller hin können die Verluste in diesem Bereich auf 1/3 reduziert werden.
4. Maßnahme:
Austausch der Fenster (als letzte Maßnahme in der Reihenfolge!)
Erst an dieser Stelle ist es sinnvoll, auch die Fenster auszutauschen und damit weitere 380 lt. Heizöl im Jahr einzusparen.
Zu 1) Sanierung der Außenwand:
Bereits durch die Dämmung der Bauhülle kann der Energiegesamtverlust bei einem herkömmlichen Altbau auf rund 1/3 gesenkt werden!
Sollte es außerdem nicht möglich sein, alle vier Maßnahmen auszuführen (Außenwand, Dach, Decke, Fenster), dann ist es jedenfalls mit Nachdruck anzuraten, nicht die Fenster auszutauschen, bevor die Gebäudehülle gedämmt worden ist, denn durch den Einbau von dichten Fenstern könnte es zu einer unerwünschten Erhöhung der Luftfeuchte im Hausinnern führen. Da bei fehlender Dämmung der Außenwand kalte Oberflächen entstehen, kann es zu Schimmelbildung kommen.
Fazit: Möglichst zuerst die Gebäudehülle dämmen, dann die Fenster austauschen.
Materialien für die Außendämmung. Es werden möglichst ökologische Dämmstoffe empfohlen, da sie gegenüber synthetischer Materialien meist diffusionsoffener sind und später ohne einen hohen Kostenaufwand entsorgt werden können.
Die drei wichtigsten ökologischen Dämmstoffe sind: Korkplatten, Mineralschaumplatten, Holzfaserplatten.
Wärmebrücken vermeiden und/oder dämmen. Durch die Dämmung der Außenwand können Wärmebrücken vermieden beziehungsweise entsprechend gedämmt werden (z.B. Balkone).
Spezialsituationen bei der Außenwanddämmung. Es kann in Ausnahmefällen vorkommen, dass eine außenseitige Dämmung der Außenwand aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist: z.B.
- Denkmalpflege/Denkmalschutz/wertvolle ästhetische Fassaden
- wertvolle Materialien (Steinmauern, Relief ….)
- mangelnder Grenzabstand
- Uneinigkeit im Kondominium
- ...
Innenseitige Dämmung der Außenwand. In oben genannten Fällen ist es prinzipiell möglich, die Dämmung auf der Innenseite der Außenmauern anzubringen, allerdings sollte dabei unbedingt der Rat einer Fachperson eingeholt werden. An den Verbindungsstellen zwischen Decke und Innenwände mit der Außenwand kommt es leicht zu Wärmebrücken mit folgendem Schimmelproblem. Werden auch die Oberflächen der Decken und angrenzenden Innenwände bis zu einer bestimmten Breite gedämmt, lässt sich Schimmelbildung mit großer Wahrscheinlichkeit vermeiden.
Materialien für die Innendämmung.
Besonders gut geeignet für die Innendämmung von altem Mauerwerk sind spezielle Holzfaserplatten, Mineralschaumplatten (Schaumbeton) oder Kalziumsilikatplatten. Holzfaserplatten haben zudem den Vorteil, dass man sie mit Lehm verputzen kann, womit man ein besonders angenehmes Raumklima erreichen kann.
Zu 2) Dachsanierung:
Wenn die Tragstruktur eines Hauses statisch in gutem Zustand ist, genügt es meist, mindestens den Sparrenhohlraum voll mit Dämmstoff zu füllen. Wichtig dabei ist, dass die Dämmung (außen oder innenseitig) so ausgeführt wird, dass die gesamte Dachfläche am Ende absolut luftdicht ist.
Materialien zur Dämmung des Daches. Auch hier eignen sich besonders natürliche Dämmstoffe, weil sie im allgemeinen diffusionsoffen sind und eine genügend hohe Wärmespeicherfähigkeit haben, um vor sommerlicher Überhitzung zu schützen. Es ist dabei nicht ratsam eine Dampfsperre einzubauen. Im Zweifelsfall empfiehlt sich, den Rat eines Fachmannes heran zu ziehen.
Zu 3) Dämmung der Decke zum unbeheizten Keller:
Die Decke zum unbeheizten Keller sollte idealerweise auf ihrer Unterseite gedämmt werden. Die dafür geeigneten Dämmstoffe sind dieselben wie für die Außendämmung.
Zu 4) Fensteraustausch:
Es ist grundsätzlich nicht immer notwendig, die Fenster komplett auszutauschen.
Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass sie luftdicht sind. Vorausgesetzt, der Fensterstock ist noch in gutem Zustand, kann es genügen, die alten Glasscheiben gegen Wärmeschutzverglasung auszutauschen.
Lüftung. In Sonderfällen kann es notwendig sein, eine Lüftungsanlage einzubauen. Damit können mehrere Ziele erreicht werden:
1.
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die regelmäßige Abfuhr der Feuchte
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2.
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die dauernde Zufuhr von Frischluft, ohne die Fenster öffnen zu müssen
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3.
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Wärmerückgewinnung
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Wählt man eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, können Wärmeverluste durch den Luftaustausch vermieden werden. Solche Geräte gibt es als Zentrale Lüftungsgeräte. Sie haben eine Größe von einem zweitürigen Kühlschrank und werden häufig im Keller bzw. im Heizraum positioniert. Die Luft wird durch Rohre in der ganzen Wohnung verteilt. Dezentrale Lüftungsgeräte hingegen brauchen keine Rohre und werden direkt an die Wand montiert. Sie belüften allerdings nur den Raum, in dem das Lüftungsgerät eingebaut ist.
Solche dezentralen Geräte stellen oft eine sehr einfache Lösung zur Vermeidung von Schimmelpilz dar, weil sie durch den ununterbrochenen Luftaustausch die Luftfeuchte nicht zu hoch ansteigen lassen.
Wichtig: der Stromverbrauch moderner dezentraler Lüftungsgeräte ist äußerst gering und liegt bei Dauerbetrieb bei rund 20 Euro Stromkosten im Jahr.
Wie steht es um den Heizenergieverbrauch Ihrer Wohnung?
Ein Beispiel für die besonders effiziente Sanierung eines Altbaus ist das Landhaus im ehemaligen Gebäude der Post in Bozen: Der Heizölverbrauch wurde von 20 l auf 2 l/m²a reduziert.
Diesen Artikel finden Sie auch im gedruckten Baufuchs 2008
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Hitzeschutz
Die Behaglichkeitserwartungen der Menschen steigen. Wohnkomfort bedeutet neben warmer Temperaturen im Winter auch angenehm kühle im Sommer. Derzeit sparen wir zwar Heizenergie im Winter ein, doch der Energieverbrauch ist im Sommer aufgrund der stärkeren Klimatisierung erheblich angestiegen.
Altbausanierung
Bei Altbausanierung denken wir in erster Linie daran, in die Jahre gekommene Häuser und Wohnungen zeitgerecht zu gestalten und deren Wohnqualität zu verbessern. Wie das Wort schon sagt, geht es dabei um Sanierung, sprich um „Gesundung“ einer Bausubstanz. Dabei nimmt der energetische Aspekt einen wichtigen Stellenwert ein; wird der bestehende Baubestand energetisch angemessen saniert, kann der Energieverbrauch eines Hauses erheblich vermindert und der Wert einer Immobilie aufgewertet werden.
Gesunde vier Wände
Noch zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts mussten sich die Bauherren wenig Gedanken über die Auswahl der Baustoffe machen, denn die Auswahl war sehr überschaubar und bestand überwiegend aus natürlichen Materialien. Türen und Fenster waren alles andere als luftdicht und sorgten dafür, dass das Gebäude „natürlich belüftet“ wurde.
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Wir leben in einer Konsumgesellschaft und es kommt immer wieder vor, dass Gebäude bereits nach 50 Jahren wieder abgerissen werden, weil sie für eine Nutzungsänderung nicht flexibel genug sind. Wenn man dabei bedenkt, dass etwa 45% unseres gesamten Energieverbrauchs vom Bausektor verschlungen werden, ist dieses Handeln verantwortungslos. Nun drängt sich die Frage auf, ob die Zeit für ein Umdenken gekommen ist. Liegt die Lösung im „nachhaltigen Bauen“?
Maßnahmen zur baulichen Klimaanpassung
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